Banken: Internationale Entwicklungsbanken

Banken: Internationale Entwicklungsbanken
Banken: Internationale Entwicklungsbanken
 
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde mit der Weltbank die erste öffentliche internationale Bank geschaffen, die sich gezielt Entwicklungsaufgaben widmet. In den 50er- und 60er-Jahren wurden weitere internationale Entwicklungsbanken sowie die Europäische Investitionsbank gegründet. Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Regierungen in Osteuropa entstand 1991 die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.
 
 Die Weltbankgruppe
 
Die Weltbankgruppe umfasst die folgenden, alle in Washington (D.C.) ansässigen Institutionen: 1. Die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (International Bank for Reconstruction and Development), meist Weltbank genannt, wurde wie der Internationale Währungsfonds im Abkommen von Bretton Woods konstituiert. Ihre Arbeit nahm die Weltbank 1946 mit dem Ziel auf, den Aufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg zu fördern. Doch schon seit Anfang der 50er-Jahre ist die Unterstützung von Entwicklungsländern zu ihrer eigentlichen zentralen Aufgabe geworden.
 
Derzeit sind 180 Länder Mitglied bei der Weltbank. Die Weltbank vergibt v. a. langfristige Darlehen mit einer Laufzeit von 15 bis 20 Jahren an Regierungen. Die Gelder müssen für Projekte verwendet werden, die die wirtschaftliche Entwicklung des Empfängerlandes verbessern. Der Kreditzins richtet sich grundsätzlich nach dem jeweiligen aktuellen Kapitalmarktzins. Der Vorteil für die Empfängerländer besteht darin, dass die Weltbank auf den Kapitalmärkten das benötigte Geld aufnimmt. Da die Weltbank die höchste Kreditwürdigkeit (das beste Rating) aufweist, sind die Kredite in Höhe des sonst üblichen Risikozuschlags für die Ratingdifferenz zwischen Weltbank und dem Empfängerland subventioniert. Eine weitere wichtige Leistung der Weltbank für Entwicklungsländer besteht in der Beratung bei wirtschaftlichen, technischen und organisatorischen Fragen. 2. Die 1956 gegründete Internationale Finanz-Corporation (IFC) unterstützt zusammen mit privaten Kapitalgebern die Finanzierung, die technische Unterstützung und das Management für die Entwicklung von Investitionen. Kredite werden nur an private Unternehmen gewährt. 3. Die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA), gegründet 1960, unterstützt dagegen besonders arme Entwicklungsländer. Die Laufzeit der zinslosen Kredite beträgt 35 bis 50 Jahre. 4. Die Multilaterale-Investitions-Garantie-Agentur (MIGA) wurde 1988 gegründet, um die ausländischen Direktinvestitionen in Entwicklungsländern zu erhöhen. Dazu übernimmt die MIGA Garantien gegen nicht-kommerzielle Risiken wie z. B. Transferbeschränkungen und Enteignungen und vermindert damit das politische Ausfallrisiko der privaten Direktinvestitionen. Das International Centre for Settlement of Investment Disputes (ICSID) wurde 1966 gegründet und ist für die Schlichtung von internationalen Streitfällen zwischen Regierungen und ausländischen Investoren zuständig.
 
 Regionale Entwicklungsbanken
 
Neben der Weltbankgruppe gibt es regional tätige Entwicklungsbanken mit verwandter Aufgabenstellung: die Afrikanische Entwicklungsbank (seit 1963), die Asiatische Entwicklungsbank (seit 1966), die Interamerikanische Entwicklungsbank (seit 1959) und die Karibische Entwicklungsbank (seit 1970). Zusätzlich existiert seit 1986 die Interamerikanische Investitionsgesellschaft mit ähnlichen Aufgaben wie die IFC.
 
 Europäische Finanzinstitute mit Entwicklungsaufgaben
 
Die Europäische Investitionsbank (EIB), Luxemburg, 1958 gegründet, ist ein öffentlich-rechtliches Kreditinstitut der EG. Ihre Aufgaben sind v. a. die Vergabe von Krediten und Bürgschaften an weniger entwickelte Gebiete in Europa zur Schaffung von Arbeitsplätzen und für Projekte, die im gemeinsamen Interesse mehrerer Mitgliedstaaten sind. Die Darlehenszinsen entsprechen grundsätzlich den jeweiligen Kapitalmarktzinsen. Neuere Aufgaben sind die Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen sowie die Beteiligung am Europäischen Strukturfonds und am Kohäsionsfonds. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), London, auch Osteuropabank genannt, widmet sich seit ihrer Gründung 1991 der Unterstützung osteuropäischer Staaten sowie der Nachfolgestaaten der Sowjetunion beim Umbau ihres Wirtschaftssystems von einer Plan - in eine Marktwirtschaft, d. h. also bei der Transformation. Förderschwerpunkt ist der private Sektor, in den laut Satzung mindestens 60 % der Kredite fließen müssen. Die Kredite werden zu marktüblichen Konditionen gewährt. Darüber hinaus vergibt die EBRD auch Beteiligungskapital, übernimmt Garantien und leistet Beratung. Die Empfängerländer müssen sich zu Mehrparteiendemokratie, Pluralismus und Marktwirtschaft bekennen und diese aktiv fördern.

Universal-Lexikon. 2012.

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